Mittwoch, 13. November 2013

Oops, I did it..... finally!

Lieber Leser, an dieser Stelle muss ich mich etwas in  "self disclosure" üben, denn nur so wird die folgende Episode verständlich: ich habe sieben jüngere Geschwister. Punkt. Wenn man das im echten Leben jemandem erzählt, ist die Reaktion meistens eine gewisse Faszination, hinter der die Vermutung steht, dass es bei uns zu Hause zugeht, wie in einer lustigen amerikanischen Sitcom über eine kinderreiche Familie: "Da ist wohl bei euch immer was los?" 
Wenn man das auf der Internetplattform jemandem erzählt, ist die Reaktion meistens: man hört nie wieder etwas von demjenigen, dem man es erzählt hat. 
Vor einiger Zeit habe ich mir mit einem 29jährigen Studenten geschrieben, der relativ nett wirkte und relativ in der Nähe wohnte. Folgerichtig sollte sich daraus der ERSTE!!!! Real-life-Kontakt in meiner Internet-Plattforms-Karriere ergeben. Student schlug einen Termin vor- und ich hatte da leider keine Zeit und als höflicher Mensch habe ich auch eine Begründung mitgeliefert: meine Mutter und meine jüngsten Geschwister sind da zu Besuch.  Es folgte die Gegefrage des Studenten: wie viele Geschwister hast du denn? Was von mir ehrlich beantwortet wurde. Und hier könnte ich bereits am Ende der Geschichte angekommen sein, denn von Student habe ich nie wieder gehört, ABER.......... mir langt's! Das ist nicht das erste Mal gewesen, dass ich auf die ehrlich beantwortete Frage "Wie viele Geschwister hast du denn?" nie wieder etwas höre. Gehört es etwa zum Wesen einer Traumfrau, dass sie vollverwaistes Einzelkind ist? Oder stehe ich als Mitglied einer kinderreichen Familie unter dem Generalverdacht, eine religiöse Fanatikerin oder ersatzweise asozial zu sein? (Und wenn ich eins von beidem wäre: wie raffiniert von mir, das in den vorangegangenen Nachrichten so gut zu verbergen!) Oder etwa: impliziert das bei meinem virtuellen Gegenüber automatisch den Verdacht, ich wollte mir selbst bei nächster sich bietender Gelegenheit fünf bis zehn Kinder zulegen und wäre auf der Suche nach einem Kindsvater? Es ist mir unerklärlich. Weder ein wochenlanger vorangegangener Kontakt voller Normalität, Friede, Freude und Eierkuchen noch die ehrliche Angabe von Studium, Beruf und wöchentlicher Arbeitszeit, die ganz unproblematisch eine Vorstellung davon transportieren dürften, dass ich an meiner Karriere hänge, sind offenbar eine ausreichende Versicherung für die Herren der Schöpfung, dass ich etwas anderes suche, als einen Versorger. 
Mit Fug und Recht kann man da behaupten, dass ich ohne so einen Idioten ohnehin besser dran bin (und das kann ich nicht nur, ich tu's auch!).  Aber: es ärgert mich dennoch maßlos. Und deshalb musste Student jetzt dran glauben: zum ersten Mal seitdem ich dort Mitglied bin, habe ich das schärfste Schwert verwendet, dass die Internet-Plattform für mich geschmiedet hat und habe die zweiwöchige Funkstille mit einer Email beantwortet, die den schönen Betreff trägt: "Ich habe den Eindruck gewonnen, dass wir nicht wirklich zusammenpassen..." Und damit die Message auch ankommt, habe ich nähere Ausführungen folgen lassen:

Lieber Student,
stell dir vor: dass mir jemand nie wieder zurückschreibt, nachdem er gehört hat, wie viele Geschwister ich habe, habe ich jetzt ein paar Mal erlebt und es ärgert mich maßlos.
Meine Familie besteht nicht aus Spinnern, Hippies oder religiösen Fanatikern. Mich selbst würde ich auch in keine dieser Kategorien einordnen. Ich habe studiert und arbeite jetzt 60 bis 70 Stunden die Woche und das ganz sicher nicht, um mir bei nächster sich bietender Gelegenheit auch acht Kinder zuzulegen, dann hätte ich mir den ganzen Karriereärger nämlich sparen können.
Ich drück dir die Daumen, dass du hier noch ein nettes Einzelkind geschiedener Eltern findest, möglichst ohne Cousins und Cousinen und mit nur einer 97jährigen Großmutter, die am anderen Ende des Landes lebt.
Bina


So. Schade nur, dass ich niemals erfahren werde, was Student darauf scharfsinniges zu antworten hat, denn er kann mich ja jetzt nicht mehr kontaktieren.

P.S.: Ich möchte schon irgendwann mal Kinder haben. Aber nicht jetzt. Und nicht acht. Und wenn es irgendwie möglich ist, sollte der Vater meiner Kinder kein Idiot sein.

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