Sonntag, 15. Dezember 2013

Im Land des Lächelns

Nach meinem kurzen Ausflug in die Realität habe ich von Controller nichts mehr gehört. Er von mir schon- ich habe ihm nämlich nach einer angemessenen Wartezeit von drei Tagen eine der berüchtigten "Ich glaube, wir passen nicht wirklich gut zusammen..."-Nachrichten geschickt. Abgesehen davon, dass das meiner ehrlichen Überzeugung entspricht und ich wirklich keine besondere Sehnsucht danach verspüre, Controller nochmal wieder zu sehen, wollte ich auch gerne unbedingt die erste von uns beiden sein, die es gesagt hat. So kann ich mir immerhin einreden: Ich hätte ja gekonnt, nur wollte ich nicht.... 
Und in der Zwischenzeit? Ist nichts nennenswertes passiert. Leute lächeln mich an. Zum Beispiel Referent Industrial Engineering (29 Jahre, 110 Matching-Punkte, leider nur 181 cm ). Oder Informatik-Ingenieur (28 Jahre, 114 Matching-Punkte, und mit 178 cm sogar noch kleiner).  
Nur ist mir im Moment nicht so nach Zurücklächeln. Ich schau mir gerade noch mit Desinteresse die Profile der Herren an- zu mehr kann ich mich nicht aufraffen. Die Suche nach Mr. Right im Internet stagniert und lässt mich etwas müde zurück. 
Könnte Mr. Right nicht vielleicht doch irgendwo in der wirklichen Welt unterwegs sein? Könnte ich Mr. Right vielleicht schon kennen? Und überhaupt- was ist das eigentlich, das da an mir klebt und dafür sorgt, dass die Männerwelt sich für mich in zwei Lager teilt- nämlich ein überwältigend großes Lager derjeniger, die mich nicht wollen und den verschwindend geringen Rest derer, die ich nicht will (mit einer geringen Schnittmenge zwischen beiden Gruppen) ?
Was soll`s. Einen kleinen Durchhänger erlaube ich mir- aber nur, um Kräfte zu sammeln und neu durchzustarten. Und wenn sonst nicht dabei herausspringt als ein paar lustiger Geschichten für euch- dann war es zunindest nur zum größten Teil umsonst ;-) 

Freitag, 6. Dezember 2013

Ausflug ins echte Leben

Lieber Leser, das war mal eine lange Blog-Pause... aber dafür habe ich jetzt auch mal was richtiges zu erzählen! Denn zum ersten Mal im Lauf meiner Suche nach der einen Nadel im Heuhaufen habe ich einen potentiellen Nadel-Kandidaten im wirklich-wahren Leben getroffen! Ein paar Nachrichten hin und her.... und dann schlug Controller, 30, 193 cm, 102 Matching-Punkte vor, ob man sich nicht mal auf einen Kaffee treffen wolle? Controller liebt Science Fiction-Romane und scheint ansonsten nicht viel anderes zu lesen. Das erfüllt mich schon ein bisschen mit Zweifel. Zudem wirkt das Foto so, als könnte er lange Haare haben. So diese Sorte dünne, fisselige lange Haare, die eine beginnende Halbglatze umrahmen und am Hinterkopf in einem schütteren Pferdeschwanz zusammengehalten werden. Andererseits verlangt der Job des Controllers doch sicher sowas ähnliches wie ein seriöses Äußeres? Von daher: wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Das, was an wahrer Begeisterung fehlt, schnell dazugeheuchelt und voller freudiger Erwartung zugesagt.
Und dann, heute Punkt 19.00 Uhr, war es so weit! Controller stellte sich als ausgesprochen langes Elend heraus, glücklicherweise gekrönt von einer ordentlichen und seriösen Kurzhaarfrisur. Begüßung mit Küsschen -links-Küsschen-rechts (ich mag das einfach nicht!) und dann geschwind einen Tisch in einem Cafe gesucht. 
Ich fass es mal kurz zusammen: wir sind beide keine Fans von großen Höhen, wir haben beide versucht, möglichst viel Interesse am Beruf des jeweils anderen aufzubringen, jeder hat seinen Teil der Rechnung beglichen und wir haben uns gegenseitig ein schönes Wochenende gewünscht. Dann der Abschied (Küsschen-rechts-Küsschen-links. Ich mags immer noch nicht.) Und der jeweilige Verzicht darauf, sowas zu sagen wie: Ich würde mich freuen, wenn wir uns mal wieder sehen! Weil das nämlich auch nicht wahr wäre.
Alles in allem: der Abend ist in meiner Lebenszeitbilanz kein Totalausfall. Aber höher als einen komatös-auf-dem-Sofa-zusammengebrochen verbrachten Abend würde ich ihn auch nicht einstufen.
Vielleicht ist ja der nächste Wurf ein Treffer?

Sonntag, 17. November 2013

Helau!

Irgendwo habe ich einmal gelesen, die meisten Menschen würden jemanden heiraten, der maximal hundert Kilometer von ihrem eigenen Geburtsort entfernt auf die Welt gekommen ist. 
Jetzt gehöre ich zwar nicht direkt zum fahrenden Volk- aber in meinem jungen Leben habe ich doch schon zu mehreren Gelegenheiten einige Kilometer zwischen mich und meinen Geburtsort gebracht. Inzwischen wohne ich zwar schon seit einigen Jahren wieder innerhalb des magischen 100-km-Zirkels, aber meine Chancen, zu den meisten Menschen zu gehören, sind vermutlich doch etwas geringer, als bei den meisten Menschen.
Auf der Internetplattform bekomme ich für jeden Mr. Could-be-Right auch eine ungefähre Angabe des Abstands, den wir geographisch zueinander haben, und die ersten zwei Ziffern seiner Postleitzahl mitgeliefert. Und kürzlich schrieb mir Zahnmedizinischer Fachangestellter, 26 Jahre, 105 Matchingpunkte, 185 cm, der aus meiner Geburtstadt, einer anerkannten Fastnachts-Hochburg, kommt- und jetzt nur unwesentlich davon entfernt wohnt. Laut seiner Aussage an der Bahnstrecke zwischen hier und dort, was er dann auch gleich für einen günstigen Wink des Schicksals hält. Naja.
Ich hoffe, ich wirke grundsätzlich glaubwürdig? Denn bevor ich weiterschreibe, muss ich noch einmal betonen (wie schon so einige Male zuvor), dass ich kein Snob bin und auch keinen Versorger suche. Aber: ich glaube daran, dass eine Beziehung eventuell besser funktioniert, wenn man sich in Ausbildung und Einkommen etwas näher ist, als es Zahnmedizinischer Fachangestellter und ich sind. Um es mal ganz wertneutral zu formulieren. Es ergibt sich so deutlich weniger Konfliktpotential, und es dürfte ja bereits deutlich geworden sein, dass ich ein konfliktscheuer Nicht-Snob bin.
Nach meinem letzten Post wurde ich verschiedentlich darauf angesprochen, ob ich nicht ein wenig kleinlich gegenüber dem armen Pädagogen gewesen wäre? (Nein!) Daher lege ich besonderen Wert auf das Ende dieser Geschichte: Denn Zahnmedizinischer Fachangestellter klang so nett und hat wirklich witzig geschrieben- da habe ich ihm dann selbstverständlich trotzdem geantwortet. Ich bin ja da gar nicht so, habe ja schließlich auch schon ganz anderen Idioten geantwortet (was jetzt nicht heißen soll, dass ich den Zahnmedizinsichen Fachangestellten in die Idiotenkategorie zähle). Der Kontakt ist aber dann abgebrochen, soll heißen: Zahnmedizinischer Fachangestellter hat mir nicht mehr geantwortet. Und dafür musste ich nicht mal die Geschwister-Karte spielen- ich habe ihm nur ganz wertneutral anvertraut, dass ich kein besonderer Fastnachter bin. 
So schnell kann's offenbar gehen. 

Donnerstag, 14. November 2013

Ein Prosit der Bequemlichkeit

Die Internetplattform ist überall- man kann sie nämlich nicht nur ganz old-fashioned über die Website erreichen- nein! Man kann sie sich auch als App herunterladen, dann bekommt man alle Nachrichten sofort aufs Handy. Oder auch nicht, wenn man nämlich keine Nachrichten erhält. Oder wenn die App mal klemmt, was auch das eine oder andere Mal vorkommt. Und wenn man einfach mal ein paar Tage nicht auf die Internet-Seite geht und vielleicht die App gerade klemmt- dann kann einem die Plattform immer noch entgegengrinsen, wenn man versehentlich einmal nach seinen Emails schaut. Ehrlich wahr und nicht erfunden: die Partnerbörse verschickt mehr Spam-Mails als jede Penis-Vergrößerungs-Klinik!
Jedesmal, wenn ich eine Nachricht erhalte, geht gleichzeitig eine Email an mich raus. Jedesmal, wenn jemand sich mein Profil ansieht, geht eine Email an mich raus. Und jedes Mal, wenn morgens die Sonne aufgeht und ein Blatt von einem Baum segelt geht auch eine Email an mich raus. Und damit zwischendurch mein Postfach nicht so leer wird, bekomme ich auch noch ein bis zwei Mal in der Woche Emails, die solche schönen Betreffzeilen tragen wie "Dürfen wir Sie einander vorstellen?" oder "Sie beide sollten sich unbedingt kennenlernen!". Wie man sich fast denken kann, wird mir in jeder dieser Email ein potentieller Kandidat ans Herz gelegt- und die Plattform tut was für ihr Geld! Gleichzeitig erhält der potentielle Kandidat auch eine Mail, in der ich ihm vorgestellt werde! Ich muss also nicht mal mehr selbst die Profile durchstöbern, sogar das wird mir durch die Partnerbörse abgenommen.
Ich muss an dieser Stelle gestehen: ich habe bei meiner Registrierung dort selbstverständlich nicht meine "richtige" Email-Adresse angegeben- sondern meine Spam-Adresse. Wer hat so eine Zweit-Adresse heutzutage schließlich nicht? Und wer guckt sich die Emails dort öfter als einmal im Monat (wenn überhaupt) an? Ich jedenfalls nicht. Und deshalb ist dieser Service an mich total verschwendet.
Andere sind da aber nicht so nachlässig wie ich und so erreichte mich die Nachricht von Pädagoge, 32, 202 cm, 103 Matchingpunkte, dem ich per Email vorgestellt wurde (und er mir, wie ich einige Wochen später merkte). Und was für eine Nachricht! Ewig lang, durchkomponiert, auf die Details meines Profils eingehend, total sympathisch. Und das bei 202 cm. Lieber Leser, denkst du jetzt, an dieser Stelle könnte ich meine Suche beenden und diesen Blog hier stilllegen, da ich ja Mr. Right offenbar gefunden habe? Weit gefehlt, leider. Da gibt es nämlich zwei klitzekleine Haken.
Der erste Haken: Pädagoge schreibt mir, er würde Hermann Hesse mögen- und ich ertrage Hermann Hesse nicht. Vielleicht bin ich ja zu blöd für Hesse? Jedenfalls habe ich immer das Gefühl, ich könnte die Bücher nicht verstehen, solange ich nicht weiß, welche Drogen Hesse konsumiert hat, als er sie schrieb. Jetzt hält man mich vermutlich für übertrieben heikel und pütscherig. Daher hier der zweite Haken: Pädagoge hat einen fünfjährigen Sohn. So. Ich bin ja wirklich kinderlieb und alles. Ich möchte ja auch (später) selbst gerne Kinder haben (also: eigene). Aber sollte man sich wirklich wissentlich und willentlich auf eine Situation einlassen, die bergeweise Potential für Ärger und Streit mit sich bringt? Der Kleine findet mich doof, seine Mutter kann mich nicht riechen, Pädagoge findet, ich bin nicht nett genug zu dem Zwerg? Müsste natürlich alles nicht so kommen. Könnte alles total unproblematisch und goldenes-Zeitalter-mäßig sein. Könnte auch sein, dass ich nach zwei weiteren Nachrichten entdecke, dass Pädagoge doch nicht so toll ist und damit hat sich die Sache. Oder er entdeckt, dass ich den Aufwand einer so langen und netten Nachricht nicht wert war. Aber: Sollte ich das wirklich herausfinden wollen?
Ich glaube nicht. Ich bin ein sehr bequemer Mensch. Ich mache mir mein Leben nicht gerne unnötig schwer. Und lasse die Nachricht von Pädagoge unbeantwortet.

Mittwoch, 13. November 2013

Oops, I did it..... finally!

Lieber Leser, an dieser Stelle muss ich mich etwas in  "self disclosure" üben, denn nur so wird die folgende Episode verständlich: ich habe sieben jüngere Geschwister. Punkt. Wenn man das im echten Leben jemandem erzählt, ist die Reaktion meistens eine gewisse Faszination, hinter der die Vermutung steht, dass es bei uns zu Hause zugeht, wie in einer lustigen amerikanischen Sitcom über eine kinderreiche Familie: "Da ist wohl bei euch immer was los?" 
Wenn man das auf der Internetplattform jemandem erzählt, ist die Reaktion meistens: man hört nie wieder etwas von demjenigen, dem man es erzählt hat. 
Vor einiger Zeit habe ich mir mit einem 29jährigen Studenten geschrieben, der relativ nett wirkte und relativ in der Nähe wohnte. Folgerichtig sollte sich daraus der ERSTE!!!! Real-life-Kontakt in meiner Internet-Plattforms-Karriere ergeben. Student schlug einen Termin vor- und ich hatte da leider keine Zeit und als höflicher Mensch habe ich auch eine Begründung mitgeliefert: meine Mutter und meine jüngsten Geschwister sind da zu Besuch.  Es folgte die Gegefrage des Studenten: wie viele Geschwister hast du denn? Was von mir ehrlich beantwortet wurde. Und hier könnte ich bereits am Ende der Geschichte angekommen sein, denn von Student habe ich nie wieder gehört, ABER.......... mir langt's! Das ist nicht das erste Mal gewesen, dass ich auf die ehrlich beantwortete Frage "Wie viele Geschwister hast du denn?" nie wieder etwas höre. Gehört es etwa zum Wesen einer Traumfrau, dass sie vollverwaistes Einzelkind ist? Oder stehe ich als Mitglied einer kinderreichen Familie unter dem Generalverdacht, eine religiöse Fanatikerin oder ersatzweise asozial zu sein? (Und wenn ich eins von beidem wäre: wie raffiniert von mir, das in den vorangegangenen Nachrichten so gut zu verbergen!) Oder etwa: impliziert das bei meinem virtuellen Gegenüber automatisch den Verdacht, ich wollte mir selbst bei nächster sich bietender Gelegenheit fünf bis zehn Kinder zulegen und wäre auf der Suche nach einem Kindsvater? Es ist mir unerklärlich. Weder ein wochenlanger vorangegangener Kontakt voller Normalität, Friede, Freude und Eierkuchen noch die ehrliche Angabe von Studium, Beruf und wöchentlicher Arbeitszeit, die ganz unproblematisch eine Vorstellung davon transportieren dürften, dass ich an meiner Karriere hänge, sind offenbar eine ausreichende Versicherung für die Herren der Schöpfung, dass ich etwas anderes suche, als einen Versorger. 
Mit Fug und Recht kann man da behaupten, dass ich ohne so einen Idioten ohnehin besser dran bin (und das kann ich nicht nur, ich tu's auch!).  Aber: es ärgert mich dennoch maßlos. Und deshalb musste Student jetzt dran glauben: zum ersten Mal seitdem ich dort Mitglied bin, habe ich das schärfste Schwert verwendet, dass die Internet-Plattform für mich geschmiedet hat und habe die zweiwöchige Funkstille mit einer Email beantwortet, die den schönen Betreff trägt: "Ich habe den Eindruck gewonnen, dass wir nicht wirklich zusammenpassen..." Und damit die Message auch ankommt, habe ich nähere Ausführungen folgen lassen:

Lieber Student,
stell dir vor: dass mir jemand nie wieder zurückschreibt, nachdem er gehört hat, wie viele Geschwister ich habe, habe ich jetzt ein paar Mal erlebt und es ärgert mich maßlos.
Meine Familie besteht nicht aus Spinnern, Hippies oder religiösen Fanatikern. Mich selbst würde ich auch in keine dieser Kategorien einordnen. Ich habe studiert und arbeite jetzt 60 bis 70 Stunden die Woche und das ganz sicher nicht, um mir bei nächster sich bietender Gelegenheit auch acht Kinder zuzulegen, dann hätte ich mir den ganzen Karriereärger nämlich sparen können.
Ich drück dir die Daumen, dass du hier noch ein nettes Einzelkind geschiedener Eltern findest, möglichst ohne Cousins und Cousinen und mit nur einer 97jährigen Großmutter, die am anderen Ende des Landes lebt.
Bina


So. Schade nur, dass ich niemals erfahren werde, was Student darauf scharfsinniges zu antworten hat, denn er kann mich ja jetzt nicht mehr kontaktieren.

P.S.: Ich möchte schon irgendwann mal Kinder haben. Aber nicht jetzt. Und nicht acht. Und wenn es irgendwie möglich ist, sollte der Vater meiner Kinder kein Idiot sein.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Der Pfad der Erleuchtung

Am eigenen Leib durfte ich in den letzten Wochen lernen, dass die Internetplattform nicht nur dazu dient, Mr. Right ausfindig zu machen. Gut, okay- dazu dienen soll, Mr. Right ausfindig zu machen, denn ganz platt und im Präsenz ausgedrückt, hat das ja bei mir bislang eher geringe Erfolge gezeitigt. 
Nein: Die Partnerbörse macht auch einen besseren Menschen aus mir! Wie das kommt? Ich gebe Beispiele:
Als ehrliche Haut habe ich mich in der Sportlichkeitskategorie ganz unten eingestuft, denn in einem Moment der Offenheit vor mir selber hatte ich beim Erstellen meines Profils eingesehen, dass der Nutzen davon, geschönte Angaben zu machen, langfristig gering sein dürfte. Jetzt treibt mich der Gedanke: "Wenn ich nur zwei bis drei Mal die Woche ein bisschen joggen gehe, dann kann ich mich da ganz ehrlich upgraden und meine Chancen bei der holden Männlichkeit verbessern!" in die Sportschuhe! Ehrlich wahr!
Oder: der Indianer aus dem letzten Post hat sich dann schließlich doch noch gemeldet- um mir mitzuteilen, dass wir nicht zusammenpassen. Leider. Und was regt sich da ganz tief in meiner Brust? Das fiese Bedürfnis, jetzt selbst noch mal nachzutreten und ihm so etwas erwachsenes und vernünftiges mitzuteilen wie etwa: "Mir doch egal! Und übrigens, nur dass du Bescheid weißt: ich hab dich zuerst doof gefunden!" Ja, lieber Leser, aber weil ja die Plattform jeden weiteren Kontakt unterbindet, sobald einer die berüchtigte "Ich glaube, wir passen nicht wirklich zusammen"-Email geschrieben hat, ist mir diese Möglichkeit nicht gegeben. Was kann ich also tun? 
Nichts. 
Ich muss mit dem fiesen kleinen Gefühl leben, bis es sich abschwächt zu einem semi-beleidigten "Mit doch egal, der ist ohnehin bescheuert!" und dann irgendwann ganz verfliegt.
Ich verstehe jetzt langsam, wieso gefühlt alle anderen außer mir auf ihrem Profil angeben: "Ich habe nie schlechte Laune!"  Oder: "Ich bin nicht im geringsten nachtragend!" Oder: "Mein größtes Hobby ist Rohkostschnitzen im Anschluss an meinen täglichen Marathon!"
Das sind ganz einfach Mitglieder, die schon viel länger bei der Plattform registriert sind und demnach den Pfad der Erleuchtung schon einige Meilen weiter gelaufen sind als ich. Wenn ich also nach Ablauf der zwei Jahre Mitgliedschaft immer noch ohne Mr.Right dastehe- dann bin ich wenigstens von einem ganz normalen Menschen zu einer Lichtgestalt mutiert. Und mehr kann man ja für zwanzig Euro im Monat auch nicht verlangen. 

Samstag, 26. Oktober 2013

Strahlemann

In-der-Medizintechnikbranche-arbeitender, 36, schreibt mir. Er sieht ein bisschen aus, wie eine Gottesanbeterin mit Geheimratsecken, Matchingpunkte: 103. Den Namen verrät er mir auch: ich will ja hier meine Männer nicht ganz und gar entblößen, darum behalte ich den für mich, nur so viel: für den eigenen Namen kann man ja nichts, den kriegt man von den Eltern. 
Auf seinem Profilbild steht In-der-Medizintechnikbranche-arbeitender strahlend im Anzug neben einem Computerbildschirm, welcher einen Bestrahlungsplan zeigt. Ich nehme mal an, das Foto wurde für den Prospekt einer Firma aus der Medizintechnikbranche aufgenommen.
In-der-Medizintechnikbranche-arbeitender (im weiteren kurz Indianer genannt) findet mein Profil nett. Und ich finde nett, dass er mein Profil nett findet (und ja, sein Profil ist auch ganz nett). Ich frage ihn also mal konkret nach dem Bestrahlungsplan auf seinem Profilbild (ich mache nämlich beruflich sowas in der Art) und bekomme als Antwort:

"Hallo Bina,
lieben Dank für Deine Nachricht! Ich habe mich sehr gefreut.
Bisher hat noch niemand so detailliert auf mein Foto Bezug genommen ;-) Damit hast Du mich sehr überrascht. Arbeitest Du vielleicht auch in der Strahlentherapie? Ich bin eigentlich Informatiker und arbeite als Softwareentwickler in einer Firma, die sich mit medizinischer Bildverarbeitung, aber vor allem Software für die Strahlentherapie beschäftigt. 
Du gehst auch immer wieder gerne ins Theater oder in Konzerte hast Du geschrieben?
Ich wünsche Dir eine gute neue Woche und würde mich sehr freuen, wenn wir weiter in Kontakt bleiben könnten!
Liebe Grüße
Indianer"

Jaaaaaaaaaaaaaaa, endlich mal einer, der es gut findet, dass ich langweilig bin! Jawoll, ich gehe gerne ins Theater und auch in Konzerte. Und berufliche Überschneidungen haben wir auch, da hätte man zumindest ein Thema, mit dem man peinliche Gesprächspausen überbrücken könnte. 
Also schreibe ich ganz lieb zurück, dass wir in der Tat auf verwandten Gebieten arbeiten- und höre nie wieder was von Indianer, der sich doch angeblich so gefreut hat, von mir zu hören, und der so unheimlich gerne mit mir in Kontakt bleiben möchte.

Das hat mich sehr beschäftigt, ich habe auch intensiv darüber nachgedacht. Und ich habe die Lösung gefunden: Indianer arbeitet gar nicht in der Medizintechnikbranche! Er ist Model und wird von Medizintechnikfirmen gebucht, wenn ein seriös aussehender Typ gebraucht wird, der auf einem Foto neben einem Bestrahlungsplan stehen und Begeisterung ausstrahlen soll.  Und jetzt hat er natürlich Angst, ich könnte ihm auf die Schliche kommen.
Na, mit so einem will ich ohnehin nichts zu tun haben.