Sonntag, 13. Oktober 2013

Manchmal ist das, was glänzt, doch Gold

Beim Rekapitulieren des bislang geschriebenen fällt mir selbst auf, dass das hier bislang eine kurze Geschichte des Scheiterns ist. Natürlich schön aufgehübscht und hergerichtet, an den lächerlichen Stellen poliert und alles so gedreht, dass ich auf keinen Fall irgendwie wirke, als hätte mich irgendein Detail daran getroffen.
Ganz so ist das natürlich nicht:es trifft mich, wenn mich jemand ablehnt. Auch wenn ich denjenigen eigentlich gar nicht kenne und sogar auch, wenn ich zumindest soviele Details erahnen kann, dass ich eigentlich weiß: der passt ohnehin nicht zu mir. Man möchte ja gemocht werden!
Manchmal passiert es, dass ich jemandem einfach ein Lächeln schicke- und als Antwort kriege ich dann ein "Ich habe den Eindruck gewonnen, dass wir nicht wirklich zusammenpassen."  Das finde ich dann kränkend. Derjenige hätte mir ja auch einfach nicht zurückschreiben können? 
Einmal habe ich mir mit jemandem geschrieben, den ich sehr nett fand. In der Zeit habe ich von drei anderen, um die es wirklich wenig schade war, den Abschied bekommen. (Einer war der unten erwähnte Rechtsanwalt.) Und dann war in meinem Kopf der Gedanke: Was, wenn der mich jetzt auch absägt? Das würde mich wirklich für einen Tag in schlechte Laune versetzen. Bei den anderen kann ich das sportlich nehmen, auch wenn es mir natürlich einen Stich versetzt hat. Aber speziell von ihm wollte ich nicht gerne verabschiedet werden. 
Was also tun? Ich sammele meine gesamte und ausführlich alltagserprobte Beziehungsunfähigkeit zusammen und schreibe ihm selbst: Ich glaube wir sollten uns nicht weiter schreiben. Was, geneigter Leser? Das hältst du für keine besonders gute Idee? Aber es ist schließlich ein totsicherer Weg, um zu vermeiden, selbst in die Wüste geschickt zu werden! Das ganze formuliere ich aber als  normale Nachricht und nicht als die von der Plattform angebotene Abschieds-Email, nach der ja ein weiterer Kontakt nicht mehr möglich ist. Denn wie ich bereits erwähnt  habe: die Abschieds-Emails finde ich selbst kränkend - und deshalb verschicke ich auch keine. 
Zum Glück! Denn am Wochenende kommt die beste Freundin zu Besuch- es gibt Kaffee, Kuchen, Alkohol, Gespräche und Selbsterkenntnis. Und nachdem sie aus mir herausgekitzelt hat, wieso ich diesem netten jungen Mann nicht mehr schreibe, bringen sanfter Druck und Restalkohol mich dazu, ihm doch wieder zu schreiben: wie das nämlich kam, dass ich keine Zukunft für uns sah. Und ich bekomme eine weise Antwort:

"Mit der Angst vor Ablehnung und Enttäuschung müssen wir wohl alle leben."

So ist das nämlich. Im Internet nicht anders, als im echten Leben. 

Er und ich schreiben uns seitdem wieder- getroffen haben wir uns bislang nicht. Vielleicht werden wir uns nie treffen, vielleicht auch doch. Vielleicht stellen wir fest, dass wir uns nicht mehr als ganz nett finden, vielleicht kommt es ganz anders? Aber auch, wenn es mich am Ende nirgendwo hinführt, oder wenn ich am Ende ganz doof dastehe und er eine grünere Wiese gefunden hat: Mit der Angst vor Ablehnung und Enttäuschung müssen wir wohl alle leben- no risk, no fun!

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